Orthesen
proprio AFO

Therapie für Neuropatienten

Fallbeispiel: Sensomotorische Einlagenversorgung nach Schlaganfall.

Der richtige Schritt in die richtige Richtung
oder: Mein fast perfekter Auftritt

von Nico Mohr, Journalist und Entertainer aus der ORTHOPRESS 02/2017
Nico Mohr – Journalist und Entertainer

Es ist inzwischen unglaubliche 13 Jahre her, dass mich sprichwörtlich der Schlag traf. Ein völlig normaler Tag endete in einem gesundheitlichen Desaster. Mit meinen 29 Jahren hätte ich damals mit vielem gerechnet, jedoch nicht mit einem Totalausfall.

Es waren gleich zwei Hirnblutungen und ein Hirninfarkt, die mich aus meinem fast perfekten Leben rissen. Als Musiker und Moderator begann meine Karriere langsam Gestalt anzunehmen und „nebenbei“ war ich ja auch noch in der Medienwelt zugange. Familie, Haus – was wünscht man sich in jungen Jahren mehr ...

Nach ziemlich einem Vierteljahr – ich hatte ein vierwöchiges Koma und Frühreha gebracht – stellte sich dann die ernüchternde Erkenntnis ein, dass ich aufgrund meiner rechtsseitigen Hemiparese zukünftig mehr als eingeschränkt sein werde. Dazu kamen krankheitsbedingt Koordinationsstörungen und eine stark geschwächte Motorik. Den Rollstuhl konnte ich zwar verlassen, aber ich bewegte mich roboterartig und bleiern. Dieser Zustand war für mich unerträglich, zumal er meinen Alltag komplett umkrempelte.

Gangbild nach Schlaganfall ohne Einlagen
Gangbild ohne Einlage
Gangbild nach Schlaganfall mit Einlagen
Gangbild mit Einlage

Ein Schlaganfall oder eine Hirnblutung führen häufig zu neurologischen Ausfällen, die die Motorik einschränken. Ein typisches Kennzeichen ist ein zum Außenrand verkippter Fuß mit einer unzureichenden Ansteuerung der fußhebenden Muskulatur. Dadurch, dass die Fußspitze nicht richtig angeboben werden kann, bleiben Betroffene oft hängen, stolpern und sind unsicher. Sensomotorische Einlagen können einen guten Beitrag leisten, den Fuß in die richtige Position zu bringen und das Gangbild zu stabilisieren.

Unzählige Therapien machten mich mental stärker, aber das Gangbild änderte sich kaum. Glücklicherweise traf ich auf ein sehr kompetentes Team eines Sanitätshauses, das ich verordnungsbedingt aufsuchte. Unser gemeinsamer Weg begann mit einem umfassenden Gespräch. Dabei wurde klar, dass man bereits mit leichten Korrekturen mein Gangbild stabilisieren konnte. Der Orthopädietechniker hatte eine spannende Idee im Kopf: Ich sollte eine sensomotorische Fußbettung bekommen. Trotzdem es diese Einlagen seit Langem gibt, hatte ich bis dato nichts davon gehört. Nun wurden solche Einlagen für meine normalen Schuhe angepasst und schon nach wenigen Schritten war eine deutliche Veränderung des Gangbildes nicht nur erkennbar, sonder vor allem für mich spürbar. Da ich die Bühne mein zweites Zuhause nenne, löste der Gedanke, wieder einigermaßen sicher „auftreten" zu können, große Begeisterung aus.

Im Alltag trage ich abwechselnd eine Orthese mit sensomotorischem Fußbett oder die sensomotorischen Einlagen im normalen Schuh. Das Bein, das sehr lange nur unsichere Schritte machte, tritt jetzt wieder nahezu normal auf. Ich habe zwar weiterhin Einschränkungen, aber der steinige und langwierige Weg vom Rollstuhl zum einigermaßen flüssigen und vor allem sicheren Gangbild hat sich gelohnt, wie man auf den Vergleichsvideos der Ganganalyse unschwer erkennen kann.

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